Career Journey

Vom Ich zum Wir

Von Karl Heinz Möller · 2018

Weit verbreitet ist nach wie vor der Anspruch, dass alleine die fachliche Leistung über Erfolg im Beruf und eine steile Karriere entscheidet. Mit den Herausforderungen von heute – beispielhaft seien Internationalität, Abbau der Hierarchien und komplexe Prozessstrukturen genannt – werden zunehmend Mitarbeiter und Führungskräfte gesucht, zu deren fachlichen Kompetenzen unter anderem Sensibilität und Verantwortung gegenüber der Gesellschaft, der Umwelt und speziellen Lebensumständen der Mitarbeiter gehören. In diesem anspruchsvollen Umfeld eine Karriere zu planen, ist mehr denn je eine große Herausforderung.

Eine Rakete steigt in den Himmel auf. Thema: Career Journey
Quelle: iStock/3DSculptor

Die Redensart „Die einzige Konstante im Handel ist der Wandel!“ findet ihre Bestätigung in der aktuellen Realität. Nicht nur das: Wie im Handel verändert das Internet nicht nur dieses Segment, sondern nahezu alles, was unsere Ökonomie ausmacht. Kein Stein bleibt auf dem anderen, wenn die Digitalisierung auf allen Ebenen eingesetzt hat.

Bis dorthin ist noch ein weiter Weg, und wir befinden uns hierzulande immer noch in einem Frühstadium. Beispiel Handel: Während Amazon weltweit ein Quasimonopol im Onlinehandel etablierte und sich der US-Riese einen Teil der Wertschöpfungskette nach dem anderen erfolgreich vorknöpft und einverleibt, befinden sich europäische und deutsche Unternehmen noch im digitalen Schlafmodus. Beim Blick auf die großen im DAX 30 gelisteten Konzerne fällt auf, dass die Fabriken des Digitalzeitalters in den USA stehen, im Silicon Valley und in Seattle. Amazon und Apple sind mehr wert als alle DAX-Unternehmen zusammen. Wer heute über Karriere und Erfolg im Beruf nachdenkt, kann diese Tatsache als Ansporn nehmen und seine Pläne entsprechend ausrichten. Als eine tragende Säule von Erfolg stehen heute die Komponenten der Informationstechnologie im Vordergrund.

Zwischen Wandel und Identität sind eigene Werte der sichere Richtungsgeber

Einen entsprechenden Wandel erfährt auch die Bedeutung von „Karriere“. Was Karriere für den Einzelnen heißt, weicht immer häufiger von allgemeingültigen Aussagen ab. Während im Jahr 2000 der Duden den Begriff noch als “bedeutende, erfolgreiche Laufbahn“ definiert, ist Wikipedia bereits auf dem Weg Karriere (career) als „journey through learning, work and other aspects of life“ zu beschreiben. Mit anderen Worten: Career ist wesentlich mehr als eine erfolgreiche Laufbahn. Vielseitiger und umfassender wird dieser Terminus heute verwendet, weil in einer Zeit von Volatilität, Ungewissheit, Komplexität und Ambivalenz mehrere Aspekte von großer Relevanz sind. Er ist auch Teil einer anderen Unternehmenskultur, die beispielsweise Kern der Neuen Arbeitswelt (New Work) ist.

Consultants sprechen von einem Abwägen zwischen Wandel und Identität. Laut Studien ändere sich bei Führungskräften durchschnittlich alle drei Jahre etwas Grundlegendes. Inhalte für Audits oder Strategiewechsel, andere Eigentümer, Wechsel des Arbeitsorts oder auch die Bestimmung der Absatzmärkte könnten dazu gehören.

Führungskräfte mutieren zu einer eigenen Marke

Als Konsequenz für die Perspektive einer Karriere in Zeiten schneller Umbrüche komme es nach Ansicht der Berater einmal mehr auf den eigenen individuellen Kompass an. Diesem sollte der Kandidat unbedingt folgen, weil er Authentizität verspricht. Führungskräfte bräuchten ein Profil, um bei Mitarbeitern Respekt und Anerkennung zu erhalten. Sie bilden im Unternehmen dann eine Marke für sich.

Wesentliche Eigenschaft von kommendem Führungspersonal müsse die Beschäftigungsfähigkeit (auch „Employability“) sein. Laut McKinsey Global Institute werden im Jahre 2030 genauso viel Jobs auf dem Stellenmarkt verschwunden sein wie neue Berufe entstehen. Diese Umwälzung bedeutet immer die Bereitschaft zu zeigen zum permanenten Lernen und Erhalten von Neugier auf innovative Entwicklungen. Sie fordern vor allem leitende Angestellte auf, ihre Mitarbeiter an die Hand zu nehmen, und Wissen und Können zu vermitteln. Eine Karriere sei vergleichbar mit einer Reise (Career Journey), die zu ständig anderen Orten, Erfahrungen und Erkenntnissen führt. Aus der Kombination des Verhaltens von früher und dem Status von heute entwickeln sich neue Fähigkeiten (Re-Skilling). Nicht selten stehen Unternehmen vor existenziellen Umstrukturierungen, wenn wie aus dem Nichts neue Geschäftsmodelle tradierte Branchen wie beispielsweise die Finanzindustrie in ihrer aktuellen Struktur in Frage stellen. Offenheit für den Blick von draußen kann hier zum fertigen Plan B führen, der ein flexibles und rechtzeitiges Reagieren der Geschäftsleitung ermöglicht.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, 2018

Bereit sein für eine ständige Überprüfung des eignen Verhaltens und Fachwissens

Wie schwer es manchen Chefs fällt, zeigt die verbreitete Skepsis gegenüber neuen Phänomenen wie New Work, Diversität, Homeoffices oder Jobsharing. Sie weisen in die Zukunft des Arbeitslebens und sind Entwicklungen, die für eine völlig neue Kultur im Unternehmen sprechen. Eine Kultur, die zum Beispiel Gesellschaft, Umwelt, Freizeit und Familie integriert. Ansätze dieser Kultur bieten gleichzeitig die große Chance, mit dem Wechsel vom Ich zum Wir Kreativität und Motivation zu steigern. Wie gut das funktioniert, kann in manchen erfolgreichen Startups täglich erlebt werden. 

Zu den Fähigkeiten von morgen gehört vor allem aktuelles Fachwissen über neue Maschinen und digitalisierte Arbeitsabläufe der eigenen Branche, und die Bereitschaft sich auf neue Arbeitsmodelle einzulassen. „Unabhängig vom Beruf wird es künftig darum gehen, noch stärker in Teams zu arbeiten. Die Zeit der Einzelkämpfer ist endgültig vorbei“, resümiert Ulrich Kablitz, Karrierecoach mittelständischer Firmen und ihrer Mitarbeiter. Seiner Meinung nach werden die Hierarchien weiterhin abgebaut und flach sein. Es sei wichtig, die Fähigkeiten von allen Beteiligten in die veränderten Prozesse einzubringen.

Bei Umbrüchen bleiben die Grundmauern jeder Karriere das tiefe aktuelle Wissen in einem Fach. Den gelungenen Startschuss kann daher eine solide Ausbildung liefern. Für hoch qualifizierte Jobs dürfte das Studium prädestiniert bleiben, welches beispielsweise den gesamten technischen Bereich abdeckt und in einem Diplom mit Abschluss als Ingenieur mündet. Deren Aussichten auf ein gutes Gehalt und Führungsaufgaben werden positiv eingeschätzt. Je nachdem, wie individuell Karriere definiert wird, kann der Programmierer ohne akademischen Hintergrund ebenso die Führungsetage von IT-Unternehmen erreichen. Generell sollte der Weg bestimmt sein vom eigenen Kompass, der die genaue Richtung anzeigt, in der die eigenen Fähigkeiten, Neigungen und Bedürfnisse verortet sind.

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