Work-Life-Balance

Notwendigkeit zum Nichtstun

Von Daniela Hoffmann · 2021

Die starke Zunahme beim Krankheitsbild Burn-out bei jungen Menschen ist kein Zufall. Für die individuell notwendige Ruhe für ein gesundes Leben muss jeder Mensch selbst sorgen, und im Zweifel vielleicht auch auf die Arbeit nach dem Feierabend verzichten, um das Nichtstun wiederzuentdecken.

Eine Frau sitzt entspannt im Büro und schaut aus dem Fenster.
Auszeit zum Sammeln neuer Kraft: Tagträumen nach dem Teammeeting. Foto: iStock / Chinnapong

Unternehmen, die sich ein wirklich hohes Maß an Kreativität von ihren Mitarbeiter:innen erhoffen, beispielsweise beim Entwickeln neuer Produkte, Geschäftsmodelle oder Services, sollten Zeiten der Langeweile oder sogar des Nichtstuns während der Arbeitszeit in ihre Kalkulation mit einbeziehen. Mittlerweile ist klar, dass diese Zustände ein entscheidender Katalysator sind, bevor das Gehirn neue Verbindungen schafft: So berichtete schon Albert Einstein, dass ihm die besten Einfälle in Phasen des Müßiggangs kamen.

Work-Life-Balance: Freizeit ist Gesundheitsschutz

Flexible Arbeitszeitmodelle und mobiles Arbeiten sind heute für viele Arbeitnehmende wichtige Kriterien bei der Auswahl eines Unternehmens. Das gilt auch für die Möglichkeit, Arbeitsstunden analog zur Lebenssituation mit Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen zu skalieren. Das Thema Gesundheitsschutz ist auf der Agenda der Arbeitgeber noch einmal weiter nach oben gewandert, ein Grund dafür ist die zunehmende Verschmelzung von Berufs- und Privatleben. So haben immer mehr Unternehmen klare Vorgaben zum Thema permanente Erreichbarkeit entwickelt: Zum Beispiel regeln eine Reihe großer Konzerne, dass E-Mails nach einer bestimmten Uhrzeit oder im Urlaub nicht mehr weitergeleitet werden. 

Lob der Faulheit

Ganz klar können die Unternehmen heute allerdings die Verantwortung für das Wohl ihrer Mitarbeitenden nicht allein übernehmen. Buchtitel wie „How to do nothing“ oder „Anleitung zum Müßiggang“ erobern die Regale und deuten schon an, was die Menschen heute bewegt. Denn gerade die flexiblen Arbeitszeitmodelle und Homeoffice können in Verbindung mit der ständigen Kommunikationsverfügbarkeit zur Selbstausbeutung beitragen, wenn nicht klare Grenzen gezogen werden. Echte Ruhezeiten, wie sie bis in die frühen Nullerjahre noch völlig normal waren – Feierabend war wirklich Feierabend, Wochenende wirklich Wochenende – fehlen heute bei den meisten Menschen. Die Konzentration auf Produktivität und Effizienz erstreckt sich bis ins Private – sie ist die Folge einer sogenannten „kontinuierlichen Selbstoptimierung“, die in vielen Fällen eher selbstzerstörerisch erscheint.

Quellen:
Der Spiegel: Immer mit der Ruhe!
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Work Life Balance. Motor für wirtschaftliches Wachstum und gesellschaftliche Stabilität
OECD: Family-Friendly Workplace Practices

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