Arbeitsmarkt Elektrotechnik

Die Qual der Auswahl

Von Jens Bartels · 2023

Elektroingenieurinnen und Elektroingenieure stehen vor einer goldenen Zukunft. Mit der fortschreitenden Digitalisierung und dem Anpassungsdruck bei der Energieversorgung dürfte der Bedarf nach Fachkräften in diesem Bereich weiter steigen. Entsprechend groß ist die Auswahl an interessanten Jobmöglichkeiten.

Eine Person schaut sich eine Anwendung mittels VR-Brille an.
Ingenieure werden per Virtual-Reality-Brille das mechanische Steuerungssystem einer Fabrik inspizieren können. Foto: iStock / trumzz

Akademiker mit einem Abschluss im Fach Elektrotechnik kennen die Herausforderungen dieses Studiengangs. Das Fach hat eine Abbrecherquote von circa 40 Prozent. Umso besser sind die Karrierechancen für diejenigen, die diese herausfordernde Fachrichtung des Ingenieurwesens meistern. Die Branche winkt mit guter Bezahlung: Sowohl bereits berufserfahrene Ingenieure als auch Einsteiger profitieren von der aktuellen Gehaltsentwicklung. Dies zeigen Daten der aktuellen Gehaltsstudie von ingenieur.de. Demnach erhalten Elektroingenieure mit weniger als zwei Jahren Berufserfahrung nach einem Studium der Elektrotechnik im Durchschnitt ein Jahresgehalt von 49.200 Euro. Personalverantwortung und langjährige Berufserfahrung machen sich anschließend auch auf dem Bankkonto bemerkbar. So können erfahrene Elektroingenieure mit einem Bruttojahresentgelt von mehr als 68.000 Euro rechnen. Eine noch höhere Bezahlung bekommen Fachkräfte in diesem Bereich, wenn sie in höheren Positionen wie etwa als Gruppenleiter oder in Projektleitungsfunktion dem Unternehmen dienen. Allerdings ist die Höhe des Gehalts auch von der Größe des Unternehmens und der ausgewählten Branche abhängig.

Arbeitsmarkt Elektrotechnik​: Zunahme der offenen Stellen 

Trotz der guten Bezahlung wird die bundesweite Suche nach ausgebildeten Elektroingenieuren aufgrund des Fachkräftemangels immer schwieriger. Mit der Digitalisierung, der Einführung von Künstlicher Intelligenz und dem Aufbau smarter Fabriken dürfte die Zahl der zu besetzenden Stellen sogar noch weiter steigen, durch die Elektromobilität gibt es auch bei der Leistungselektronik und Sensorik einen großen Bedarf an Spezialisten in diesem Bereich. Darauf weist die Zahl offener Stellen auf dem Arbeitsmarkt für Ingenieure hin. Im zweiten Quartal 2022 konnten insgesamt 171.300 offene Stellen nicht besetzt werden. Nach Angaben des aktuellen VDI/IW-Monitors wurde damit ein neuer Rekordwert erreicht. Besonders stark ist die Anzahl an offenen Stellen in den Bereichen technische Forschung und Produktionssteuerung sowie in der Energie- und Elektrotechnik gestiegen. Daraus ergibt sich im zweiten Quartal 2022 gleichzeitig ein neuer Rekordwert bei der Engpasskennziffer der offenen Stellen je 100 Arbeitslose. Um Engpässe auf dem Arbeitsmarkt festzustellen, vergleicht der Ingenieurmonitor regelmäßig die Anzahl der offenen Stellen mit dem vorhandenen Arbeitskräfteangebot im jeweiligen Bereich. Diese Engpasskennziffer steigt auf 492, einen Rekordwert seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2011. Betrachtet man die regionalen Teilmärkte, so bestehen die größten Engpässe in den Ingenieurberufen der Energie- und Elektrotechnik in Bayern: Hier kommen auf 462 Arbeitslose knapp 6.500 offene Stellen. 

Auf gute Angebote achten

Dies bedeutet, dass Unternehmen deutschlandweit wesentlich stärker in kompetentes Recruiting und langfristige Mitarbeiterbindung investieren müssen. Wichtig in diesem Zusammenhang ist es, auf mögliche Wünsche der Mitarbeitenden einzugehen, um als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben. Beispielsweise wächst nicht erst seit der Coronapandemie der Zuspruch für flexible Arbeitsmodelle. So versammelt sich eine übergroße Mehrheit (95 Prozent) der Erwerbstätigen laut einer aktuellen Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom hinter dem Wunsch, die Arbeitszeit frei einteilen zu können. Darüber hinaus möchten neun von zehn Erwerbstätigen in Zukunft zumindest teilweise mobil arbeiten, 71 Prozent fordern eine stärkere Nutzung von Homeoffice in Deutschland. Oft geht es ganz konkret um weniger Stress, mehr Zeit und eine bessere Work-Life-Balance. Attraktive Unternehmen punkten heutzutage auch damit, dass sie insgesamt eine wertschätzende Arbeitsplatzkultur bieten und Mitarbeiterzufriedenheit großschreiben. Viele Beschäftigte schätzen außerdem ein gutes Arbeitsklima und ein attraktives betriebliches Gesundheitsmanagement.

Quellen:
bitkom e.V.: New Work: Die Hälfte der Deutschen arbeitet im Homeoffice
VDI: Ausbildung und Arbeitsmarkt: Wohin geht der Weg für Ingenieure?

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