Familienfreundliche Arbeitgeber

Unternehmen punkten bei Personal und Kunden

Von Christian Hartwich · 2023

Bei deutschen Firmen rückt Familienfreundlichkeit immer mehr in den Fokus. Und das muss auch so sein, denn die Beschäftigten bestehen darauf. Arbeitgeber brauchen folglich Know-how, wie sich eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und privaten Aufgaben im Alltag umsetzen lässt.

Eine Frau arbeitet am Laptop, ihr Kind sitzt daneben
Foto: iStock/GeorgeRudy

Die Bedeutung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie war schon vor der Pandemie hoch. Im September 2019 waren es laut einer Studie des Meinungsforschungsinstituts Civey fast acht von zehn Beschäftigten (76,3 Prozent), die die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben bei der Wahl eines Arbeitgebers als wichtig bezeichneten. Während der Pandemie hat sich mit den verstärkten Möglichkeiten zur Arbeit im Home-office nun offenbar eine Lösung angeboten. Jedenfalls hat ein internationales Forscherteam um die Soziologin Dr. Inga Laß vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) herausgefunden, dass Homeoffice tatsächlich die Konflikte zwischen Beruf und Familie reduzieren kann. Voraussetzung: „Homeoffice wirkt vor allem dann konfliktmindernd, wenn nicht nur ein kleiner Teil, sondern die meiste Zeit des Arbeitspensums zu Hause erledigt wird“, erklärt Laß. Beschäftigte mit großzügiger Homeoffice-Nutzung verfügen laut der im Juni veröffentlichten Studie über eine bessere Kontrolle ihrer Arbeitszeit und gewinnen durch reduzierte Pendelwege mehr Familienzeit. 

Wichtiger Wettbewerbsfaktor

Allerdings können oder wollen nicht alle Unternehmen für alle Mitarbeitende großzügige Homeoffice-Regelungen anbieten. Klar ist dennoch, dass Familienfreundlichkeit inzwischen zu einem wichtigen Wettbewerbsfaktor geworden ist, wenn es etwa um die Rekrutierung von Fach- und Führungskräften geht. So identifizieren sich zufriedene Mitarbeitende stärker mit ihrem Arbeitgeber und zeigen grundsätzlich eine bessere Arbeitsleistung. Zudem können sich die Beschäftigten in einer familienfreundlichen Unternehmenskultur besser auf ihre Arbeit konzentrieren, da genügend Freiraum zur Bewältigung der privaten Verpflichtungen geschaffen wird. Und: Im Ergebnis bleiben die Mitarbeiterfluktuation und die Abwanderung von Know-how niedrig.

Familienfreundliche Arbeitgeber: Bekenntnis allein reicht nicht

Doch was muss ein Unternehmen tun, um familienfreundlich zu sein? Denn nur das Bekenntnis dazu reicht nicht aus. „Die Schlüssel zur betrieblichen Familienfreundlichkeit sind eine familienfreundliche Unternehmenskultur und Führungskompetenz“, heißt es dazu beim Netzwerkbüro „Erfolgsfaktor Familie“ der DIHK Service GmbH. Unabdingbar seien eine offene Kommunikation zwischen der Geschäftsleitung und den Führungskräften mit den Beschäftigten. Damit ein Unternehmen Familienfreundlichkeit leben kann, sind neben der kulturellen Verankerung des Themas entsprechende arbeitsorganisatorische Modelle für die individuellen Anforderungen der einzelnen Beschäftigten zu etablieren. So ermöglicht eine geschickt organisierte Arbeit im Team Verlässlichkeit und Flexibilität. Beispielsweise haben sich Besprechungszeiten, die mit den regulären Betreuungszeiten der Kinderbetreuung übereinstimmen, als ein großes Plus familienfreundlicher Erwerbstätigkeit erwiesen. „Bei einer familienfreundlichen Arbeitsorganisation ist Teamarbeit von großer Bedeutung“, erklären die Experten von „Erfolgsfaktor Familie“. Bewährt seien gemischte Teams aus Singles und Familienmenschen, möglichst auch altersgemischt, damit die Vorteile aus individuellen Erfahrungen und Tätigkeiten aus allen Lebensphasen in das Team eingebracht werden können. 

Erfahrungen aus der Coronapandemie

Keine Frage, dass gerade die zunehmenden Homeoffice-Erfahrungen seit der Coronapandemie in Bezug auf Familienfreundlichkeit für gute Lösungen entscheidend geworden sind. Noch intensiver muss man indes verschiedene Modelle flexibler Arbeitszeiten nutzen, um den Beschäftigten mehr Zeit für Kinder und Familie zu ermöglichen. Dafür können Unternehmen Teilzeit, Gleitzeit, Vertrauensarbeitszeit, Jahres- oder Lebensarbeitszeitkonten sowie Sabbaticals anbieten. Last but not least, so erklärt „Erfolgsfaktor Familie“, empfiehlt es sich für die Unternehmen, das eigene familienbewusste Engagement stets öffentlich zu machen, um sich als attraktiver Arbeitgeber darzustellen: „Dies kann zum Beispiel auf der Homepage des Unternehmens geschehen, aber auch in Zeitungsartikeln oder auf Aktionstagen.“ 

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