Digitale Berufe

Blaumänner auf dem Rückzug

Von Jens Bartels · 2023

Die Arbeit wird im Industriestandort Deutschland nicht ausgehen. Allerdings wandelt sich im Rahmen der Digitalisierung sowie der Verschmelzung von IT und Produktionstechnologien die Nachfrage nach beruflichen Qualifikationen. Das Aufkommen des industriellen Metaversums wird diese Entwicklung verstärken.

Eine Person arbeitet mit einem Tablet in einem technischen Beruf.
Die Berufswelt ist im Wandel: Viele Menschen werden auf Digital-Berufe umschulen müssen. Foto: iStock / Chaay_Tee

Für die Digitalisierung der Wirtschaft fehlt immer mehr Personal. Branchenübergreifend ist die Zahl freier Stellen für IT-Fachkräfte Ende des letzten Jahres auf 96.000 gestiegen. Dies ist eines der Ergebnisse einer Studie zum Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte des Digitalverbands Bitkom. Sechs von zehn Unternehmen erwarten zudem, dass sich der IT-Fachkräftemangel künftig verschärfen wird. Mit Abstand am gefragtesten sind in der Wirtschaft Software-Spezialisten. So suchte im vergangenen Jahr jedes zweite Unternehmen (52 Prozent) mit vakanten IT-Jobs Software-Entwickler beziehungsweise Software-Architekten. Dahinter folgten IT-Anwendungsbetreuer beziehungsweise IT-Administratoren, die von jedem dritten dieser Unternehmen (35 Prozent) gesucht wurden.

Mehr Jobs in der Industrie 4.0

Viele Berufe in diesem Arbeitsfeld werden auch in Zukunft auf eine starke Nachfrage treffen. So lässt sich etwa bereits heute eine große Nachfrage von Unternehmen nach IT-Spezialisten rund um das Thema Industrie 4.0 beobachten. Den Arbeitsalltag in diesem Bereich kennzeichnen immer kürzere Innovationszyklen sowie die steigende Komplexität vernetzter Produktionstechnologien. Für die Planung, Beschaffung und Integration solcher Systeme in der Fertigung ist ein sehr breit angelegtes technisches Verständnis erforderlich: Daraus entstehen wiederum neue Jobs beziehungsweise neue Profile. Wer sich für einen Karriereweg in diesem Bereich interessiert, findet mittlerweile eine Reihe von IT-Studiengängen mit dem Schwerpunkt „Industrie 4.0“. Zugleich ist es möglich, einen allgemeinen Informatikstudiengang zu absolvieren und sich in diesem Rahmen auf Fragen rund um das Thema Industrie 4.0 zu konzentrieren. Aber auch IT-Ausbildungsberufe wie IT-Systemelektroniker/in und Fachinformatiker/in für Systemintegration oder Anwendungsentwicklung öffnen die Türen zu diesem Zukunftsbereich.

Digitale Berufe: Datenkompetenz unerlässlich

Auch Deloitte hat schon einen Ausblick auf die Berufswelt der Zukunft gewagt. Aus Sicht der Unternehmensberater werden Robotics und Data Analytics bis zur Mitte des kommenden Jahrzehnts die Schlüsseltechnologien mit der größten Auswirkung auf die Welt der Berufe von morgen sein und die Automatisierung vorantreiben. Die Automatisierung betrifft dabei laut der Deloitte-Studie vor allem Routinetätigkeiten, die nach denselben Mustern verlaufen. Jobs der Zukunft sind dagegen wissensintensiv und fordern Spezialisierung, Kreativität und analytische Fähigkeiten. Sie sind zudem durch einen hohen Grad an menschlicher Interaktion und Empathie charakterisiert und dürften in Zukunft auch stärker nachgefragt werden. Gleichzeitig wird in den nächsten Jahren in der Industrie auch die Bedeutung des interdisziplinären Arbeitens wachsen, etwa rund um das Prinzip des System Engineering. Dabei geht es darum, Systeme ganzheitlich zu entwickeln und zu verstehen und sich nicht nur auf sein Spezialgebiet zu fokussieren. Klar muss auch sein: Eine hohe Datenkompetenz gehört in Zukunft für den Ingenieurberuf zu den Grundfähigkeiten.

Neue Berufsbilder entstehen

Mit der Transformation der Industrie werden neue Berufsbilder, aber auch eine gezielte Qualifizierung bei Berufsbildern hinzukommen. Gefragt könnte beispielsweise der Designer für virtuelle und erweiterte Realität sein. Bei diesem Beruf eröffnet gerade das industrielle Metaverse eine Vielzahl neuer Möglichkeiten, Virtual- und Augmented-Reality-Umgebungen zu entwickeln. Auch der Research Scientist könnte dazu beitragen, deutlich zu machen, wie die reale Welt im Metaverse dargestellt werden kann, und zugleich ganz neue Anwendungsfälle präsentieren. Nicht zuletzt wird es auch neue rechtliche, soziale und ethische Spielregeln für digitale und digital gehandelte Güter geben müssen. Dafür braucht es Fachkräfte, die technisch in der Lage sind, solche neuen Inhalte in virtuellen Realitäten zu entwickeln.

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