Qualifizierung 4.0

Bald so wichtig wie die Luft zum Atmen

Von Daniela Hoffmann · 2021

Eine junge Frau lernt am Computer.
Kopfhörer, Laptop und Mikrofon sind entscheidende Komponenten der neuen Weiterbildungskultur. Foto: iStock / LightFieldStudios

Für eine erfolgreiche Karriere ist das lebenslange Lernen durch Qualifizierungen und Weiterbildungen entscheidend. Inzwischen kann eine Promotion für das Aufrücken in die Unternehmensführung entscheidend sein. Personalabteilungen und Personalberatungen unterstützen bei der Auswahl der richtigen Schulung und bei der Modellierung des Karriereweges.

Zunehmend schwierig wird für viele Führungskräfte die Frage, welche Weiterbildung oder Besetzung neuer Felder für die Karriere besonders sinnvoll ist. Gerade Digitalisierung und Automatisierung verändern Berufsbilder massiv. Um zukünftige Ansprüche überhaupt bedienen zu können, ist eine Qualifizierung unbedingt notwendig. Ingenieur:innen sollen immer häufiger Software programmieren und in die Produkte integrieren. Von HR- oder Finance-Fachleuten wird mehr strategisches Engagement erwartet, weil die Algorithmen deren administrative Routinearbeiten erledigen. Im immer noch stark männlich dominierten IT- und Medien-Umfeld ergeben sich durch Weiterbildung zunehmend gute Karrierechancen für Frauen – wenn sie sich denn trauen. Und neben Programmierwissen sind immer stärker Softskills gefragt wie Kommunikation und Risikoanalysen. So versuchen unter anderem IT-Security-Unternehmen händeringend, mehr Frauen anzuwerben. Ein lohnendes Umfeld, das die Karriere fördern wird, ist auch die Rolle des „Process Owners“ in agilen Konzepten, in der berufsspezifische Fachkenntnisse und IT-Welt verbunden werden.

Ohne IT-Wissen programmieren

Alle diejenigen, die sich durch Qualifizierung im Softwarebereich einen Karriereschritt versprechen, sollten sich auch mit den Themen „No-Code“- und „Low-Code“-Entwicklungsumgebungen für Business-Apps und Prozesse beschäftigen. Hier helfen Trainings, das Geschäftswissen ohne Programmierkenntnisse in Computercode umzusetzen. Auch hier ist der Einstieg keine allzu schwierige Hürde für Menschen mit gutem Mathematik- und Statistikverständnis: Das Qualifizierungsangebot im Bereich Data Science ist mittlerweile breit aufgestellt.

Promotion für die Executive-Position

In vielen Bereichen gehört es zudem mittlerweile zum guten Ton, bestehende akademische Abschlüsse zu ergänzen, entweder durch Aufbaustudiengänge oder Promotion. Im medizinischen Umfeld beispielsweise absolvieren Ärzt:innen immer häufiger einen zusätzlichen Business-Studiengang. Digitale Angebote erleichtern solche Vorhaben, weil die Lernzeiten oft individuell gewählt werden können. Häufig sind es geisteswissenschaftliche oder sozialwissenschaftliche Weiterbildungen, mit denen die zumeist betriebswirtschaftliche oder technische Ausbildung von Führungskräften um „Softskills“ ergänzt wird. Andererseits sind zusätzliche Business-Studiengänge mit akademischen Abschlüssen bei Führungskräften im Bereich der neuen Technologien und auch im medizinischen Bereich als Bausteine für die Karriere beliebt. Digitale Angebote erleichtern solche Vorhaben, weil Ärzt:innen oder Manager:innen ihre Lernzeiten oft individuell wählen können. Eine Reise zu einem Schulungsort ist nicht mehr nötig, den Teilnehmenden gehen auch keine Urlaubstage mehr verloren. Die Anwesenheit am Arbeitsplatz parallel zu der Qualifizierung ist sichergestellt.

Qualifizierung 4.0: Augen auf bei Schulungsangeboten 

Dennoch: Die Qualität von digitaler Bildung und Weiterbildung gestaltet sich nach wie vor sehr unterschiedlich. Das Spektrum rangiert zwischen Pseudo-Angeboten, bei denen Präsenz lediglich durch Onlinevideokonferenzen ersetzt wird, bis hin zu ausgefeilten Lernkonzepten und digitalen Werkzeugen oder Plattformen. Gerade bei der beruflichen Weiterbildung sollte deshalb im Vorfeld besonders gut geprüft werden, welches Qualitätslevel eine Schulung liefern kann. Tatsächlich sind von „Qualifizierung 4.0“ – und damit von einem echten Baustein, mit dem die Absolvent:innen in ihrer Karriere einen großen Schritt nach oben machen können – viele Angebote und Schulungen weit entfernt. 

Neue Kultur für Weiterbildung

Der Anspruch an lebenslanges Lernen erfordert allerdings auch eine neue Weiterbildungskultur. Rechtlich wurden bereits einige Weichen gestellt: Auf der Basis des Qualifizierungschancengesetzes wurde im letzten Jahr das Gesetz zur Förderung der beruflichen Weiterbildung verabschiedet. Dennoch gibt es noch viel Luft nach oben, wenn es um eine bessere Transparenz und verbindliche Standards im Weiterbildungsmarkt geht.

Quellen:
IHK München: Arbeit 4.0: Die Digitalisierung der Arbeitswelt
Studieren-berufsbegleitend.de: Fernstudium Industrie 4.0​
Deutscher Bundestag: Die ökologisch-soziale, digitale Transformation – Den Wandel der Industrie nachhaltig gestalten

Wussten Sie schon, dass …

… Einrichtungen wie die Heinrich-Böll-Stiftung fordern, Weiterbildung unter dem Aspekt des lebenslangen Lernens in die öffentliche Verantwortung einzugliedern? Sie gehört demnach neben Schule, Ausbildung und Studium zur vierten, gleichwertigen Säule des Bildungssystems, da sie der Erstausbildung von der Relevanz her nicht nachsteht. Dabei soll die Weiterbildung nicht nur dem Markt überlassen bleiben, sondern Qualitätsspielregeln in Abstimmung zwischen Politik, den Arbeitgebenden, Gewerkschaften und Weiterbildungseinrichtungen definiert werden.

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